Abbéville
Sonntag, 4.6.17 - 51 Km
Gar so rosig ist die Stimmung heute nicht. Jetzt, nach dem Wetterumschwung, ist es fast schon wieder zu kühl. Der Wind bläst stark aus der Richtung, in die wir wollen, die Wolken ziehen am Vormittag noch tief. Der eigentliche Stimmungskiller ist jedoch der erneute Terroranschlag (eigentlich sind es deren zwei) in London. Während wir durch das grüne Tal des Flusses radeln, mit all den Seerosenteichen, den vielen Anglern, den Wasservögeln, den Anwesen mit Gärten am Ufer - ein friedliches Bild - haben wir genügend Zeit, um uns darüber Gedanken zu machen, was in der Vergangenheit von Angehörigen der Religion begangen wurde, der ich auch und immer noch angehöre. Und zur Zeit eben von Mitgiedern der anderen grossen Weltreligion.  Und was sonst noch so alles im Gange ist, im nahen und mittleren und fernem Osten, von den Vorkommnissen im Westen jenseits des grossen Teiches ganz zu schweigen. Wie lautet sie noch? Diese eine goldene Regel, mit der eigentlich alle Konflikte zu lösen wären beziehungsweise gar nicht erst zustande kommen würden? Was du nicht willst, dass man dir tu...

So geht der heutige Vormittag dahin. Zeitweise ist es recht mühsam, sich gegen den Wind voran zu kämpfen, dann geht es für eine Weile lang wieder recht gut. Bis zum Ort Long ist uns eine recht gute Wegebeschaffenheit gegönnt, die Ausschilderung ist gut. Als wir in Long zu Mittag essen, haben sich die Wolken verzogen, und auch unsere Stimmung hat sich aufgehellt.
  Etwas später, etwa bei Pont-Remy, wartet dann der denkbar schlechteste Weg auf uns, ein Treidelpfad mit grobem Kies. Unser in Péronne erstandener Radführer spricht von einer "Piste suberb". Keine Ahnung, wie der Autor zu dieser Aussage kommt, vielleicht war er mit einem fliegenden Teppich unterwegs. Zwei Radreisende aus Belgien schimpfen recht über den Weg. Wir nehmen es eher gelassen, immerhin kommt man auf dem Pfad völlig unbehelligt vom Strassenverkehr in die Innenstadt von Abbéville.

Ein eigenartiges Stadtbild wartet auf uns. Nachkriegsarchitektur. Ein wenig hat man das Gefühl, durch eine Fabrikanlage oder Kaserne zu fahren. Aber wenn die Generation meiner Grossväter hier nicht alles in Schutt und Asche gelegt hätte, dann könnten auch die Abbéviller mit einer Altstadt aufwarten. Die Leute hier sind sehr freundlich, grüssen auf der Strasse (was generell für das gesamte Gebiet gilt, durch das wir bis jetzt gekommen sind), einzig eine verkehrsberuhigte Zone fehlt hier in der Innenstadt. Im Nachhinein hat mich Abbéville neben Saint-Quentin am meisten beeindruckt.
Das Somme-Tal hinter Amiens.
Schönheit von einst.
Schloss in Long.
 
Einfahrt nach Abbéville.
Abbéville...
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