Paris
Freitag, 9.6.17 
Ich muss schmunzeln, wenn ich die Tagebucheinträge über diese letzte Nacht im Cap Hornu lese. Jetzt, mit ein paar Wochen Abstand, ist natürlich Gras über die Sache gewachsen, man sieht's nicht mehr so tragisch und wird in Zukunft eh einen Bogen (und zwar einen weiten) um dieses Etablissement machen. Aber im Eifer des Gefechts sind die Emotionen schon recht hoch geköchelt. Was ist passiert? Nun, eine Reisegruppe verlieh mittels Discjockey und moderner Tanzmusik bis um drei Uhr früh im Restaurant des Hotels ihrer Lebensfreude lautstark Ausdruck, das Ganze mit Bewilligung der Geschäftsleitung. Nicht, dass wir jetzt jeder Lebensfreude abhold wären (kann man so wirklich nicht behaupten), doch man zieht als Hotelgast, der sich mit Absicht eine ruhige Unterkunft ausserhalb einer Stadt gesucht hat, die eigene Nachtruhe dem Beat wummernder Bässen vor. Beziehungsweise man rechnet nicht im mindesten damit, dass jemand überhaupt auf die Idee kommen könnte, hier an diesem naturnahen Ort ein derartiges Event zu veranstalten. Und doch, man tut es halt. Wie man sich denken kann, trägt eine Beschwerde vor Ort keine Früchte, man erntet eher Unverständnis und grummelt dann letztendlich im Hotelzimmer vor sich hin und reibt sich am eigenen Zorn wund.   Wenigstens echauffieren wir uns am nächsten Tag beim Auschecken an der Rezeption, lassen Dampf ab, bekommen einen Preisnachlass für die verlorene Nacht und sogar eine Gratisnacht geschenkt, einzulösen bitte bis Ende Jahr (Nein, Danke!), damit wir ja keinen negativen Eintrag in irgendwelche Internetbewertungsseiten vornehmen (wie es ja schon zehn Prozent der Gäste getan haben, wie wir zuhause lesen)...

Es ist Zeit für die Rückreise, verlorene Nacht hin oder her. Wir radeln aus der Hotelanlage, noch einmal durch Saint-Valery-sur-Somme, und dann die kerzengerade Strecke bis nach Abbéville. Im Laufe des Vormittages bessert sich unsere Laune auch wieder, und als wir in Abbéville auf den Zug warten, blicken wir nur mehr kopfschüttelnd auf die letzte Nacht zurück. Die Reise war einfach zu interessant, da fällt das in der Gesamtrechnung kaum ins Gewicht. Nachmittags sind wir dann in Paris und lassen den Tag ruhig ausklingen, bis wir am Samstagmorgen unsere Räder falten und im TGV verstauen und uns zurück nach Zürich bringen lassen.
Zurück nach Abbéville.
Bahnhof im Lego-Stil.
Warten auf den Zug.
Paris...
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